Portfolio

Luisa Puccini

Luisa Puccini

Momentaufnahmen des Lebens
Text
Marie de Pimodan-Bugnon
Copyright
Luisa Puccini
Erscheinungstermin
05.09.2018

Die italienische Fotografin ­Luisa Puccini hält seit 15 Jahren grandiose Landschaften und ausdrucksstarke Gesichter mit ihrer Kamera fest. Auf ihren zahlreichen Reisen durch die Welt, insbesondere durch Afrika, fängt sie das spezielle Licht ein und richtet einen unvoreingenommenen Blick auf ihre Sujets. Ihre Momentaufnahmen des Lebens sind eine Einladung, die Welt zu entdecken.

Manchmal geht das Leben seltsame Wege. Gerade noch verlief es in geregelten Bahnen und dann ändert ein Blick, ein Wort oder ein Licht auf einen Schlag alles, weckt den Wunsch, sich ins Unbekannte fallen zu lassen, die Welt mit anderen Augen zu sehen und neuen Halt zu finden. Luisa Puccini hat diese Erfahrung gemacht. Ihre Reisen nach Asien und Afrika haben sie veranlasst innezuhalten, besondere Momente in ihrer ganzen Einzigartigkeit zu erfassen und ihr Leben umzukrempeln. Wie sehr sie die Eindrücke in fremden Ländern beeinflusst haben, zeigen ihre Bilder, die Einblick in unterschiedlichste Parallelwelten geben.
Bevor sie Asien bereiste und lange bevor sie ihr Herz an das aufwühlende Afrika und seine Völker, Landschaften und Kulturen verlor, lebte Luisa Puccini ein anderes Leben. Sie verbrachte die Tage in eine schwarze Anwaltsrobe gezwängt in einem Büro. „Ich war in Florenz 13 Jahre als Anwältin tätig“, erzählt sie. „Vor 15 Jahren verspürte ich aber das Bedürfnis, mein Leben zu ändern und etwas anderes zu tun. Ich hängte meinen Beruf an den Nagel und nahm mir eine Auszeit, in der ich viel Zeit zum Überlegen hatte. Dabei merkte ich, dass meine echte Leidenschaft die Fotografie ist.“ Luisa Puccini zog nach Genua und brachte sich das Fotografieren selbst bei. Sie eröffnete ein Studio und erhielt erste Aufträge von einer Werbeagentur. Ihren Blick für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens schärfte sie aber auf ihren vielen Reisen, im Kontakt mit den Schätzen Indiens, Kambodschas, Burmas und Laos’. Zu ihren persönlichen Höhepunkten gehören die Begegnungen mit afrikanischen Völkern.

Authentische Landschaften und starke Kulturen

Von ihren zahlreichen Aufenthalten in Äthiopien hat Luisa Puccini bunte, ehrliche Bilder mitgebracht – lauter Perlen, wie sie die Frauen aus dem Omo-Tal um ihren Hals hängen. Mit einem leichten Rucksack, einer Kamera und zwei Objektiven als einzigem Gepäck fotografiert sie Menschen, Tiere und Landschaften. Ihre Momentaufnahmen wirken, als stammten sie aus einer anderen Zeit. In Äthiopien leben noch heute halbnomadische Bauernvölker. Jedes Volk habe seine eigenen Traditionen, sagt die Italienerin. „Sie leben ohne Strom in Hütten, kleiden sich mit Tierfellen, schmücken sich mit Perlen und legen viel Wert auf schönes Aussehen. Überall zeigen sich die Kraft der Natur, die Unversehrtheit der Landschaften und die Stärke der Kulturen.“

Hinter jedem Gesicht steckt eine Geschichte

An diesem Tag herrschte auf dem Markt in der Hauptstrasse des Hamer-Dorfes Turmi reges Treiben. Eine junge Frau stand an eine Mauer gelehnt. Ihr Gesicht war von feinen Locks umkränzt, ihre festen Brüste wurden vom Perlen-, Fell- und Muschelschmuck nur spärlich bedeckt. „Sie war unglaublich schön“, erinnert sich die Fotografin. „Sie stand einfach nur da und sah mich an, ohne zu posieren, aber mit einer wahnsinnigen Ausstrahlung. Ich hatte nur einen kurzen Moment Zeit, um sie zu fotografieren.“ Auf ihrer Reise begegnete Luisa Puccini auch einer Frau aus dem Volk der Arbore. Sie trug mehrere Dutzend Perlenketten, einige aus altem Glas, darunter war sie nackt. Ihre Haare hatte sie gelöst und einen Schal um die Schultern gelegt. Im Omo-Flusstal traf sie einen jungen Mann aus der Mursi-Ethnie mit eindrücklicher Gesichtsbemalung und auch ein paar Koro-Kinder, die auf der goldfarbenen Erde am Ufer des breiten Omo-Armes hüpften. Hier halten die Frauen das Dorf am Leben. Ihre Männer haben aufgrund der Waldrodung keine Arbeit mehr und ernten jetzt Baumwolle für ein türkisches Unternehmen. Ihren Hungerlohn versaufen sie meist. Trotzdem geht von den fröhlich spielenden Kindern ein ganz besonderer Zauber aus, den die Fotografin mit ihrem aufmerksamen Auge erwischt hat.
Afrika ist riesig. Seine unterschiedlichen Landschaften, Kulturen und Farben üben eine Faszination aus, der man sich nicht entziehen kann und die Luisa Puccini mit ihrer Kamera einzufangen versucht. In jedem ihrer Bilder aus Tansania und Kenia ist die Kraft der Wildnis deutlich zu spüren. In Essaouira scheint sie mit ihrem Objektiv das so besondere Licht zu streicheln. Wenn die Fischer in ihren Hafen zurückkehren oder am Fuss der Festungsmauern der marokkanischen Stadt die Möwen im dunstigen Himmel ihren Tanz aufführen, hält sie die sanfte Stimmung mit ihrer Kamera fest. Kein Zweifel: Luisa Puccinis Bilder wecken