Portfolio

Jody MacDonald

Jody MacDonald

Abenteurerinmit entdeckerseele
Text
Claude Hervé-Bazin
Copyright
Jody MacDonald
Erscheinungstermin
10.12.2018

Jody MacDonald hat den Entdeckerdrang im Blut. Ihr Leben ist eine Reise voller Eskapaden und Erlebnissen, ein Abenteuer sondergleichen. Als vollendete Sportlerin versucht sie nicht, so nahe wie möglich am Geschehen, sondern Teil davon zu sein.

„Ich habe die ersten dreizehn Jahre meines Lebens in Saudi-Arabien gelebt und bin schon als Kind viel herumgekommen“, erzählt Jody MacDonald. „Auf diesen Reisen wurde mir bewusst, wie gross, vielfältig und schön unsere Welt ist. Das hat in mir die Abenteuerlust und den Drang geweckt, loszuziehen und die abgeschiedensten und exotischsten Orte unseres Planeten aufzusuchen.“

Odyssee auf den Weltmeeren
Jody ist nicht nur eine preisgekrönte Fotografin, sie ist auch eine talentierte Sportlerin. Seit sie denken kann, ging sie in ihrer Freizeit surfen, kitesurfen und gleitschirmfliegen. Mit den Jahren nahm der Sport einen immer wichtigeren Platz ein, füllte ihre Tage, Wochen und schliesslich Monate. Das war lange bevor sie daran dachte, daraus einen Beruf zu machen. Ein richtiger Beruf sei das eh nicht, stellt Jody klar, es sei ihre Leidenschaft. Die knapp 40-Jährige ist Miteigentümerin der ungewöhnlichen Reiseagentur Offshore Odysseys World Expeditions. Die Agentur ist mobil, reduziert auf ein Boot, das Kunden auf zehntägige Entdeckungsreisen mitnimmt, wo immer es sich gerade befindet.
Während fast zwölf Jahren hat Jody erst auf der Best Odyssey, dann auf der Cabrinha Quest einsame Küsten und unbekannte Inseln angesteuert und dabei an den schönsten Orten Halt gemacht: auf dem Tuamotu-Archipel und den Austral-Inseln in Polynesien, den San-Blas-Inseln in Panama, den türkisfarbenen Los Roques in Venezuela, im wilden Patagonien, auf den äusseren Inseln des Fidschi-Archipels, auf Tonga, dem letzten Königreich im Pazifik, auf Papua und auf Mikronesien mit seinen unzähligen Atollen, Inseln und verborgenen Riffen. Viele dieser abgeschiedenen Orte sind nur per Boot erreichbar; Strassen gibt es meist keine, geschweige denn einen Flugplatz. Sie wecken Träume und lassen Entdeckerherzen höher schlagen. Auf Jodys Boot bietet sich die einmalige Gelegenheit, einmal Teil eines Erlebnisses zu sein, das genauso gut in einem Abenteuerroman stehen könnte.
Unterwegs mit dem Boot verstreichen die Tage mit Surfen auf unbekannten Breaks, Kiteboarden mit Sprüngen über Riffe, die auf den Seekarten nur angedeutet sind, Landgängen und Begegnungen mit fremden Völkern, die umso gastfreundlicher sind wie Besucher rar. Einziger Nachteil: „ein Jahrzehnt seekrank zu (über)leben!“

Sportlerin mit Blick fürs Schöne
Zur Fotografin wurde Jody MacDonald im Lauf ihrer Reisen. Wie hätte sie all die Wunder der Natur bereisen sollen, ohne den Wunsch zu verspüren, sie festzuhalten? „Die vielen Jahre auf dem Meer haben mir die Chance geboten, mich Tag für Tag zu verbessern. So bin ich von einer Hobbyfotografin zu einer Berufsfotografin geworden.“
Schwerpunkt von Jodys Arbeit sind Surf-, Kitesurf- und Paragliding-Aufnahmen. Sie beschränken sich aber nicht auf die simple Wiedergabe von Sportszenen, sondern sind Ausdruck einer Sinnsuche. In einer Umgebung fern der realen Welt, der Umweltverschmutzung und des Klimawandels erscheint der Mensch als unbedeutende Kreatur. Er spielt meist nur eine Statistenrolle in einer wilden, übermächtigen Natur. Jody hofft, mit ihren Bildern anderen als Vorbild zu dienen. Sie will bei möglichst vielen den Wunsch wecken, unseren Planeten zu schützen.
Damit ihre Botschaft ankommt, zeigt Jody die Schönheit unseres Planeten. Sie hat ein Auge dafür und die Begabung, den Schatten der mosambikanischen Dünen in der Dämmerung, das Licht auf dem Meeresgrund in Polynesien, die Farbnuancen der Berge in Alaska und das spiegelnde Wasser in den Philippinen einzufangen. Ihre Bilder berühren, denken wir nur an die bewegende Aufnahme von Rajan, dem letzten schwimmenden Elefanten, dem sie auf den Andamanen östlich von Indien begegnet ist. Alle diese Fotos sind Zeugen unserer Zeit. Rajan ist im ehrwürdigen Alter von 66 Jahren gestorben. Er war das Gedächtnis der Dickhäuter, die im Meer schwimmen lernen mussten, um Baumstämme aus dem Urwald zu den Schiffen zu schleppen. Heute erzählt uns das Bild von der Faszination des Unmöglichen, vom Zauber der Ferne und von der Schönheit der Welt.

Nicht aufzuhalten
2016 begab sich Jody einmal mehr auf eine ungewöhnliche Reise. Mit dem mauretanischen Zug fuhr sie von der Bergbaustadt Zouerat durch die Sahara bis zur Hafenstadt Nouadhibou. Sandstürme, mangelnder Komfort, 50 Grad in der Sonne und sogar die Gefahr, im islamischen Maghreb von den Al-Qaida-Kämpfern entführt zu werden, konnten sie nicht davon abhalten, zu gross war ihre Sehnsucht nach neuen Erfahrungen. Dort hat Jody auch das Siegerbild des Fotowettbewerbs Red Bull Illume geschossen. Es zeigt ihren Bruder, der auf einem drei Kilometer langen Eisenerzzug sitzt und in die Wüste starrt. Den Kopf schützt er mit einem Schesch vor Sonne und Sand und zu seinen Füssen liegt ein Surfbrett. Am Ziel erwartete die Geschwister ein fast menschenleerer Strand mit nur wenigen heimischen Surfern und guten Breaks.
Vor Kurzem hat Jody Indien mit einer Rikscha durchquert und die Konflikte zwischen Menschen und Elefanten dokumentiert. Bald schon fliegt sie nach Alaska, danach nach Papua, wo sie zu einer neuen Etappe in ihrem Abenteuerleben startet: Ende 2018 bezieht sie die Cabrinha Quest II, die Nachfolgerin ihres Katamarans, der im Frühling 2018 definitiv vor Anker gegangen ist.

www.jodymacdonaldphotography.com
www.offshoreodysseys.com