Portfolio

Chris Schmid

Chris Schmid

AFRIKA IM HERZEN
Text
Claude Hervé-Bazin
Copyright
Chris Schmid
Erscheinungstermin
17.06.2019

Seine Leidenschaft fürs Fotografieren und die Kraft der unberührten Natur haben Chris Schmid Schritt für Schritt an die Tierfotografie herangeführt. Afrika hat ihn in seinen Bann gezogen und sein Leben verändert. Heute wirkt der Fotograf als Sprachrohr der Wildnis und ganz besonders der grossen Raubkatzen.

Chris Schmids Begeisterung für die Fotografie zeichnete sich bereits in seiner Kindheit ab. „Als Bub blätterte ich fasziniert in den Zeitschriften Chasseur d'images und National Geographic“, erzählt der Genfer. Mit einer kleinen Spiegelreflexkamera schulte er sein Auge im Park von Perly. Sein Lieblingssujet: Makroaufnahmen von kleinen Blumen. Er ging sparsam vor, denn „Filme waren teuer“. Als Zwanzigjähriger machte er als Schwimmer auf sich aufmerksam: Sein 100-Meter-Rekord im Freistilschwimmen lag bei sagenhaften 51 Sekunden! Er flog nach Australien, um seine Bombenzeiten weiter zu verbessern, im Gepäck seine erste Digitalkamera, eine brandneue Nikon D70. Sieben Monate trainierte er hart und knipste nebenbei alles, was ihm in die Quere kam. Zurück in der Schweiz rückte der Schwimmsport in den Hintergrund, Chris Schmid suchte seinen Weg. 2007 wurde er für eine seiner Aufnahmen, die die Füsse von Schwimmern kurz nach dem Sprung vom Brett zeigt, mit dem Sony World Photography Award ausgezeichnet. Im Nachhinein ein starkes Symbol, denn es verhalf ihm zum Durchbruch. An den Olympischen Spielen in Peking und London war er als offizieller Fotograf der Schwimmwettbewerbe vor Ort.

Im Bann Afrikas

Reisen sind mittlerweile ein fester Bestandteil seines beruflichen und privaten Lebens. 2013 flog Chris zum ersten Mal nach Namibia. Für ihn war es Liebe auf den ersten Blick. „Dieser Kontinent ist eine Droge. Je öfter man sich dort aufhält, desto grösser wird das Verlangen zurückzukehren. In Namibia mutterseelenallein in einer unendlichen Weite den Sternenhimmel zu betrachten oder das einfache Leben der Massai in Kenia hautnah zu erfahren, das sind unvergessliche Erlebnisse.“ Die versucht Chris Schmid so gut wie möglich wiederzugeben. Ohne Blitz und andere Hilfsmittel, aber geleitet vom Wunsch, “das Erlebte mit möglichst vielen Leuten zu teilen und in ihnen den Wunsch zu wecken, in die Natur, die uns umgibt und ohne die wir nichts sind, einzutauchen.“

Heute sensibilisiert er über die Fotografie die Öffentlichkeit für unser Naturerbe. Dazu müsse man sein Sujet kennen, sonst bleibe der Erfolg aus. „Das ist im Sport so und in der Fotografie nicht anders.“ Und man muss sich dokumentieren und hartnäckig bleiben. Die Bedürfnisse und Reaktionen der Sujets vorausahnen, ihre Grenzen kennen und die Gründe für ihre Reaktionen verstehen. Man muss Spuren lesen können, Geräusche und Schreie richtig interpretieren. Vor allem aber darf man seine Zeit nicht rechnen. Chris folgt den Raubkatzen manchmal wochenlang, bis sie sich an ihn gewöhnt haben. Dann geben sie viel über sich und ihre Persönlichkeit preis. Seine Devise: „Tiere nie in die Enge treiben, sondern sie einfach nur beobachten.“

Vom Fotografen zum Videofilmer

Inzwischen ist Chris Schmid Sony-Botschafter. Seine Bilder erscheinen im National-Geographic-Magazin, dem BBC-Magazin Discover Wildlife und in Geo. Er organisiert Workshops und Fotosafaris, hält Vorträge und arbeitet mit der Stiftung WildAid sowie der Tierschutzorganisation Born Free zusammen. Neben Fotos realisiert er auch Videos. Er bedient sich dabei modernster technischer Hilfsmittel wie hochleistungsfähigen Digitalkameras oder Drohnen.

Auf einen ersten Film über brasilianische Gauchos im Jahr 2017 folgten letztes Jahr The Frozen Warriors über Moschusochsen im arktischen Winter. Das bildgewaltige Werk wurde mit einem LA Film Award und einem LA Short Award ausgezeichnet. Ein weiterer Dokumentarfilm ist bereits in Arbeit. The African Survivors zeigt den Überlebenskampf der afrikanischen Raubkatzen im Ruaha-Nationalpark in Tansania und seiner Umgebung. Löwen, Geparden, Leoparden und Afrikanische Wildhunde spielen darin die Hauptrollen. Sie jagen in Trockensavannen und an Wasserlöchern ihre Beute und kämpfen mit roher Gewalt um Essbares. Weitere Schauplätze, die Chris Schmid mit seiner Kamera einfängt, sind die Serengeti mit ihren in den Bäumen fläzenden Raubkatzen und die Namib-Wüste mit ihren durstigen Löwen, die durch die konfliktreiche Beziehung zu den Viehzüchtern in ihrer Existenz bedroht sind. Für dieses Projekt erhielt Chris Schmid von National Geographic ein Stipendium. Woran Chris Schmid auch immer arbeitet, er hat eigentlich nur ein Ziel: „Den flüchtigen Moment zu erhaschen, der die Seele des Tiers widerspiegelt.“