Portfolio

Chris Burkard

Chris Burkard

Eisberg-Dompteur
Text
Lucien Christen
Copyright
Chris Burkard
Erscheinungstermin
17.10.2015

Er ist Kalifornier, die weltbesten Surfer lichtet er aber in Norwegen und Island ab. Sein Ziel: An Orte zu reisen, die noch nie zuvor ein Surfbrett gesehen haben.

Unstad Surf Camp, 330 Kilometer nördlich des Polarkreises in den Lofoten. Der Schnee wirbelt in heftigen Böen durch die Luft und das Quecksilber steht ganz unten im Thermometer. Chris Burkard zwängt sich in seinen Neoprenanzug, zieht die Sturmhaube über den Kopf und lässt sich ins eiskalte Wasser des Europäischen Nordmeers gleiten. Abgelegene, naturbelassene Orte und unberührte Landschaften üben eine starke Faszination auf ihn aus.
Der 28-Jährige könnte manch eine Anekdote aus Russland, Patagonien, Norwegen oder Island erzählen. „Jede Reise ist mit Gefahren verbunden“, meint er abgeklärt. „In Alaska musste ich schwimmend einem Schwertwal entkommen, in Norwegen bin ich fast einen vereisten Felsen hinuntergestürzt und in Russland erhielt ich in meinem Basislager Besuch von Grizzlybären. Ich bin zum Glück bisher stets glimpflich davongekommen. Nur einmal hatte ich Pech und landete in einem russischen Gefängnis.“ Der selbstgelernte Fotograf ist ein Vollblutabenteurer. Er schreckt nicht davor zurück, für eine gute Aufnahme Risiken einzugehen. Hinter dieser Risikobereitschaft steckt eine besondere Lebenseinstellung: „Wir sind auf dieser Erde nur zu Besuch. Sie war lange vor uns da und sie wird uns lange überdauern. Ich empfinde ein grosses Bedürfnis, diese unglaublichen Orte festzuhalten und den Leuten zu zeigen, welches Glück wir haben, dass wir auf einem so schönen Planeten leben dürfen.“ Sein Enthusiasmus ist in seinen Bildern nicht zu übersehen. Er fängt die Emotionen so eindrücklich ein, dass man kurz das Gefühl hat, neben ihm vor einem isländischen Vulkan zu stehen oder vor der russischen Küste auf einem Surfbrett inmitten von Eisbergen vor Kälte zu schlottern. Was ihn von anderen Sportfotografen unterscheidet? „Ich kann mir vorstellen, dass die meisten Fotografen am liebsten in warmen, zivilisationsnahen Gebieten arbeiten. Ich ziehe kalte, raue, möglichst wenig bewohnte Regionen vor.“
Von seinen Reisen in die Polargebiete bringt Chris Burkard Bilder von unberührten Naturlandschaften mit, die durch das kontrastreiche, surreale Licht einen ganz besonderen Zauber entfalten. Damit seine Aufnahmen wohlbehalten bei uns ankommen, überlässt er nichts dem Zufall. „Meine Ausrüstung muss drei Eigenschaften aufweisen: Sie muss leicht, anpassbar und robust sein, denn die meisten Surfspots erreiche ich nur zu Fuss“, erklärt der Kalifornier. Seine Sachen packen, in ein Flugzeug steigen und wegfliegen, ohne auch nur ein einziges Mal zurückzublicken, das sei für ihn Reisen pur, philosophiert der Fotograf und schlürft dabei in der Sauna des Surf Camps genüsslich ein Arctic Beer.