Portfolio

BENJAMIN HARDMAN

BENJAMIN HARDMAN

VERLIEBT IN ISLAND
Text
Laurent Grabet
Copyright
Benjamin Hardman
Erscheinungstermin
20.09.2019

Der erst 26-jährige australische Fotograf hat auf Instagram mehrere Hunderttausend Follower. Seine Bilder wurden auch schon von National Geographic veröffentlicht. Was ihn so erfolgreich macht, ist seine ausserordentliche Fähigkeit, die nordischen Geheimnisse seiner Wahlheimat in ihrer ganzen Schönheit einzufangen.

«Meine gesamte Arbeit der letzten vier Jahre zeichnet ein Porträt des Nordens mit all seinen überwältigenden, intensiv leuchtenden und einschüchternden Facetten.» Die Isländer können es noch immer nicht glauben: Keiner der 355 000 stolzen Wikinger-Nachfahren hätte damit gerechnet, dass ein junger Mann aus einer der heissesten Gegenden der Welt die geheimnisvolle und zuweilen furchteinflössende Stimmung ihres kleinen Landes so bildgewaltig und schön wiedergeben könnte. Benjamin Hardman selbst hat keine nordischen Gene. Er ist unweit von Perth an der Westküste Australiens geboren, in einer Gegend, in der Temperaturen unter null so selten sind, dass alle lokalen Zeitungen darüber berichten.

Er hatte noch nie von Island gehört
Kein Gletscher, nicht die kleinste Schneeflocke am Horizont, nicht einmal in der Stirling Range südlich von Perth, die mit ihren knapp 1000 Metern Höhe am ehesten als Gebirge bezeichnet werden kann. In diesem «No Mountain’s Land» ist Benjamin unter Surfern gross geworden. Sein erstes Fotosujet war ein Freund, den er als Teenager mit der umständlichen Familienkamera beim Wellenreiten knipste. Anschliessend stellte er Tutorials auf Youtube und fotografierte an Hochzeiten. «Eine super Schule, um alle Feinheiten von Photoshop zu lernen», sagt der Australier, für den Fotografieren damals nur ein Hobby war.
2013 zog Benjamin Hardman nach Birmingham, um Buchhaltung und Finanzwesen zu studieren. Daneben tourte er als Gitarrist einer Hardcore-Band durch Europa. In einem Gespräch schnappte er erstmals das Wort «Island» auf. Von «unglaublichem Farbenspiel» und «Nordlichtern» war die Rede. Hardman war allein vom Zuhören Feuer und Flamme und kaufte noch am selben Abend ein Ticket nach Reykjavik. Dort angekommen war es vollends um ihn geschehen.
Der Australier, den der Ozean und die Exkursionen in den Busch geformt hatten, verliebte sich in die Berge, die Gletscher, die Wasserfälle und die karge Landschaft. Fünfmal kehrte er danach auf die Insel zurück, doch bereits während seiner zweiten Reise keimte der Traum, sich in Island niederzulassen und dort als Profifotograf seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Namhafte Kooperationen
2015 hielt sich Benjamin, der damals lediglich über ein Studentenvisum verfügte, mit einem Job als Hotel-Concierge und ein paar Isländisch-Kursen an der örtlichen Universität über Wasser. Er wohnte in einem kleinen Zimmer bei einer alten Frau in einem Vorort von Reykjavik. In seiner knapp bemessenen Freizeit mietete er einen Jeep und fuhr mit der Kamera bewaffnet in die Wildnis. Bei diesen Ausflügen spürte er «eine eigenartige spirituelle Verbindung mit der Natur». Als würde er Köder auslegen, postete er jeden Tag ein Bild in den sozialen Netzwerken. Seine Taktik zeigte Wirkung. Er wurde für Shootings engagiert, seine Bilder erschienen in angesehenen Zeitschriften wie National Geographic und er arbeitete mit der Outdoorkleidermarke 66° North zusammen.
Heute hat Benjamin Hardman 575 000 Follower auf Instagram und seine Fotoseminare, die er zusammen mit seinem Kollegen Alex Strohl teilweise online organisiert, sind ausgebucht. Der Australier und seine Muse und Lebenspartnerin Amy leben in einer Holzhütte mitten im Nirgendwo, im Süden der Insel. «Bei meinen Soloreisen ins Herz des Landes habe ich gelernt, meinen Instinkten zu folgen. Deshalb habe ich mit dem Bergsteigen und sogar mit dem Klettern angefangen. Jeder Berg ist ein Abenteuer, jedes Tal eine Welt für sich. Der Wind und die Wolken verleihen ihnen eine Intensität, die mit Worten nur schwer zu beschreiben ist.» Das ist auch nicht weiter schlimm, eigentlich sogar unnötig, denn das übernehmen seine Fotos.
www.benjaminhardman.com
www.hardmanxstrohl.com
www.instagram.com/benjaminhardman