Swissway

to heaven

Text
Christophe Dumarest
Copyright
Guillaume Broust, Marc Daviet
Erscheinungstermin
SOMMER 2021
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Cédric Lachat ist in den letzten Monaten statt Big Walls am anderen Ende der Welt fünf der schönsten und extremsten Routen der Schweiz geklettert. Mit seinem Projekt rückte er die senkrechten Prachtexemplare in unserem Land ins verdiente Scheinwerferlicht. Aus der Begehung der legendären Mehrseillängenrouten entstand ein inspirierender Film.

Angefangen hat alles 2019. Damals standen Cédric und die Französin Mélissa Le Nevé am Fuss von Yeah Man, der wohl härtesten Route der Gastlosen. Das Schweizer Klettermekka besteht aus einer Kette markanter, von Wiesen umgebenen Kalkfelsen im Grenzgebiet der Kantone Bern und Freiburg. Yeah Man wurde 2010 von Cédrics mittlerweile verstorbenem Freund Giovanni Quirici aus dem Tessin erstbegangen. Die 330 Meter lange Route erstreckt sich über neun Seillängen, von 7a+ bis zu einer 8b+ im obersten Teil. Trotz einiger Schwierigkeiten in der 8a und 8a+ schaffte Cédric die Mehrseillängentour nach nur zwei Testläufen. Nicht schlecht für die zweite Rotpunktbegehung der Yeah Man! Die drei zusätzlichen Drehtage waren da deutlich mühsamer.

Ein paar Dutzend Kilometer weiter östlich, in den Urner Alpen, wartete mit den Wendenstöcken (3041 m) ein härterer Brocken. Dort hatten Jörg Andreas und Felix Neumärker die Route Zahir 2009 erstmals frei begangen und sich am scharfen Fels die Finger blutig gegriffen. Cédric kannte die Wendestöcke von einem früheren, allerdings erfolglosen Durchsteigungsversuch der Batman-Route. Jetzt waren sie zurück an der härtesten Route der Felswand. Die kniffligen Stufen machten die Besteigung zur Herkulesaufgabe. Insgesamt acht Längen (300 m), darunter eine 8b+, die zwar senkrecht aussieht, aber in Wahrheit stark überhängt, galt es zu meistern. Doch Cédric blieb cool und passte sich an. Da es keinen Rastpunkt gab, kletterte er die ganze Route onsight, nur in der Schlüssellänge hielt er kurz inne, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Das Schwierigste zum Schluss

Nächste Station war das schöne Lauterbrunnental. Nach einem langen Zustieg präsentierte sich die 550 Meter lange Zwanzig-Seillängen-Route Fly. Sie erhielt ihren Namen aufgrund der Basejumper, die von ihrem Gipfel springen. Die erste Rotpunktbegehung gelang 2018 und dauerte vier Tage. Im Sommer ist die Wand nachmittags heiss wie ein Ofen. Nach mehreren Sichtungen wollten es Cédric Lachat und Tobias Suter wissen. Die ersten 400 Meter meisterten sie relativ locker, an der heimtückischen 8c bissen sie sich aber die Zähne aus. Erschöpft von der Hitze und mit geschundenen Fingern warteten sie mehrere Stunden im Portaledge auf kühlere Temperaturen. Als die Wand endlich im Schatten lag, setzte Cédric die Route fort. Die Länge war durchstiegen, die Freude aber kurz. Er stürzte in der letzten 8b+. Unter Tobias Anfeuerungsrufen mobilisierte er seine letzten Kräfte – und hisste sich schliesslich doch noch nach ganz oben. Er hatte die Fly zum ersten Mal in einem Tag rotpunkt geklettert. «Die grösste Leistung meines Lebens», entfuhr es dem Profikletterer...

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youtube.com/cedriclachat1

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